Heute stand die insgesamt längste Etappe unserer Tour durch Südafrika an – knapp 440 Kilometer von Oudtshoorn nach Franschhoek in den Winelands. Davon ein Großteil über die „südafrikanische Route 66“, die R 62 bis Robertson. Kurz hinter Oudtshoorn wird die Straße von üppigen Kamillenpflanzen gesäumt, die in voller Blüte standen und die Luft mit ihrem Duft erfüllten. Der erste Stop der Etappe wurde in der Portweinmetropole Calitzdorp eingelegt. Ich wollte mir in der Boplaas Winery noch einen Whisky kaufen, nachdem ich bereits in einem Liquor Store in Swellendam einen Boplaas Whisky erstanden hatte. Die schönen Häuser und Cafés des Ortes liegen nicht an der Hauptstraße, sondern vor allem in der van Riebeeck Street und der Pretorius Street. Man folgt einfach den Wegweisern in Richtung der Weinkellereien.
Kurz hinter Calitzdorp führt die R 62 dann in langgeschwungenen Kurven vorbei an roten Felsen und Schluchten aus rotem Stein über 13 Kilometern den Huisriver Pass hinauf, bevor man später im Tal Ladismith erreicht. Schon von weitem fällt ein großer gespaltener Berg auf der rechten Seite auf, der Towerkop (2198 m). Wir haben die kleine Stadt nur passiert, dort gibt es nichts Besonderes zu sehen.
Knapp 30 Kilometer vor Barrydale dann der obligatorische Fotostop bei Ronnie‘s Sex Shop, einem aus meiner Sicht inzwischen ziemlich heruntergekommenen und eingestaubten Laden. Also weiter nach Barrydale, Dort war es dann in jedem Restaurant oder Café genauso leer wie überall auf unserer Reise bisher – nur vor dem Diesel & Crème war kaum noch ein Parkplatz zu bekommen. Offenbar hält hier jeder für einen Burger und/oder eine der zahlreichen Milkshake-Varianten an. Auch das direkt daneben liegende Motel ist im gleichen Stileiner US-Werkstatt und Tankstelle der 50er Jahre dekoriert. Die Atmosphäre ist schon toll.
In Barrydale findet man auch einen riesigen Shop mit afrikanischen Produkten und Kunstgegenständen – Hardy‘s Memories of Africa. Sehr gute Preise, aber auch hier waren wir die einzigen Besucher. Jeder hofft auf ansteigende Touristenzahlen aus Übersee, zumal seit heute in Südafrika Level 1 mit weiter gelockerten Vorschriften gilt…
Nach einem längeren Aufenthalt in Barrydale ging es dann weiter die R 62 bis ins malerische Städtchen Montagu. Auf der Hauptstrasse und einigen Nebenstraßen gibt es zahlreiche kleinere Geschäfte und schöne Cafés und Restaurants. Ganze 24 restaurierte Nationaldenkmäler sind in Montagu zu finden, einige davon in Art-déco-Architektur. Ein kleiner Bummel durch die Stadt und einen Kaffee mit einem kleinen hausgemachten Kuchen später fuhren wir über Robertson und Worcester zum Etappenziel Franschhoek. Wir haben den Autobahntunnel genommen - die Fahrt über den Pass hatte ich bei meinem letzten Aufenthalt in Südafrika gewählt. Wir hatten auch vor, von Worcester aus über den Bainskloof Pass zu fahren, allerdings ist dieser seit Monaten leider wegen Straßenbauarbeiten gesperrt. Da ich davon bereits kurz nach unserer Ankunft in Südafrika im Internet gelesen hatte, haben wir zu Glück keine Zeit an einer Straßensperre verloren.
In Franschhoek haben wir im Basse Provence Country House, das zur Rickedy Bridge Winery gehört, übernachtet. Offenbar freute man sich dort so sehr über noch seltene Touristen aus Übersee, dass wir ein Upgrade bekamen.
Abends sind wir dann in die Stadt gefahren und haben im italienischen Restaurant Alora, das von der Mont Rochelle, Richard Bransons Weingut, unterstützt bwz. gesponsert wird, gegessen. Das Restaurant war bis auf den letzten Platz gefüllt - zumeist Südafrikaner. Service und Preis haben gestimmt, die Pizza war sehr gut - und das Ganze in einer angenehmen Atmosphäre. Können wir empfehlen.
